Das Tal der Könige

Die Gräber der alten Zeit waren alle ausgeraubt worden. Pyramiden, Mastabas und auch die Felsgräber von Beni Hasan waren von den Grabräubern geöffnet worden. Alle Grabschätze wurden gestohlen und die Mumien geschändet.
Deshalb überlegten die Architekten am Anfang der 18. Dynastie, welchen sicheren Platz sie für die Königsgräber suchen sollten. Der Architekt von König Thutmosis I. war ein kluger Mann. Er unternahm eine Expedition in den Westen von Theben. Lange Zeit reiste er durch das westliche Gebirge, um einen geeigneten Platz zu finden. Endlich hatte er den idealen Platz für eine königliche Nekropole gefunden.
Es war ein Tal umgeben von Bergen und im Schutz des hohen Berges der Göttin Meretseger, der Göttin des Westens und der Stille. Das Tal war weit abgelegen, es befanden sich keine Dörfer in der Nähe. Außerdem gab es nur einen Eingang, der sehr gut bewacht werden konnte. So kam es, dass Thutmosis I. sein Grab als erster im Tal der Könige anliegen ließ.
Alle Nekropolen auf der Westseite von Theben haben etwas gemeinsam. Sie alle liegen in den Bergen und in der Nähe von fließendem Wasser. Dies konnte eine unterirdische Quelle, ein Bach oder aber auch der große Fluss Nil sein.
Die Gräber wurden tief in die Berge hineingehauen, manche über 200 Meter tief. So lag dann die königliche Mumie in der Höhle des Berges wie im Mutterleib, um auf die Zeit der Wiedergeburt zu warten.
Die Arbeiter
Was war mit den Arbeitern?
Würden sie nicht über den Ort Bescheid wissen, darüber sprechen und so die Grabräuber informieren?
Die Arbeiter, die ein Königsgrab bauten, lebten in einem Dorf mehrere Kilometer vom Tal der Könige entfernt, in Derenmedina. Gingen sie zur Arbeit, so wurden ihnen die Augen verbunden, damit sie nicht wussten, wohin sie gebracht wurden. Zehn Tage arbeiteten sie im Tal der Könige, aßen und schliefen dort. Am elften Tag wurden sie in ihr Dorf zurückgebracht, um zwei Tage zu ruhen.

Der Bau eines Königsgrabes
Zuerst wurde ein tiefer Stollen in den Berg gegraben, zwischen 100 und 200 Meter tief. Natürlich wurde das Grab nicht ebenerdig, sondern nach unten gebaut. Dann wurden mehrere Korridore angelegt, normalerweise zwei bis sechs. Die Korridore waren durch Querhallen verbunden. In diesen Querhallen standen Pfeiler und in der Mitte des Grabganges gab es einen Schacht. Dieser war wohl für den Gott Soker, einen Totengott, gemacht. In einigen Gräbern ist der Schacht mit Darstellungen von Soker dekoriert. Darauf folgte die Grabkammer mit dem großen steinernen Sarkophag.
Die Grabkammer hatte angrenzende Nebenkammern für die Kanopen oder Schätze. Dekoriert waren die Gräber mit Reliefs, die übermalt wurden oder mit reinen Malereien.
Farben
Die Farben spielten in der Mythologie eine große Rolle.
Weiß stand für Silber und Reinheit.
Blau stand für den Himmel und die Himmelsgötter.
Gelb war das Gold und der Körper der Götter.
Schwarz war die Farbe des Todes, des ewigen Lebens und der Fruchtbarkeit.
Grün galt als ein Zeichen der Wiedergeburt.
Rot stand für die Farbe des Feuers und des Blutes.
Die Farben selbst wurden aus pulverisierten Mineralien oder Metallen hergestellt.
Die Totenbücher
Die Texte und Darstellungen sind aus den Totenbüchern. Das ist eine Sammlung von Texten, Formen, Litaneien und Gebeten, die dem verstorbenen König helfen sollten, sicher ins Totenreich zu kommen und mit den Göttern dort zu leben.
Es gibt das Pfortenbuch, dieses beschreibt die zwölf Stunden der Nacht, durch die der Tote reist. Magische Sprüche beschützen ihn vor Dämonen und Gefahren.
Das Höhlenbuch ist eine Aufzählung der Strafen für Menschen, die im Leben Unrecht getan haben und Sünden begangen haben. Sie werden im Feuer geröstet und mit dem Kopf nach unten aufgehängt oder ihnen werden die Köpfe abgeschlagen und sie fallen in die ewige Verdammnis.
Das Imduatbuch, das bedeutet das, was in der Unterwelt ist, beschreibt die Landschaft und das Leben im Totenreich. Es gibt Berge, Täler und Flüsse wie auf der Erde, aber alles ist seitenverkehrt. Wenn also auf der Erde Tag ist, ist im Totenreich Nacht und ist auf der Erde Nacht, dann ist im Totenreich Tag. Die Sonne geht nicht im Osten auf, sondern im Westen, die Flüsse fließen nicht nach Norden, sondern nach Süden.
Die Litaneien des Ra sind Gebete und Hymnen für den großen Gott der Sonne. Das Buch von Tag und Nacht berichtet von der Reise des Ra durch die Provinzen. Er wird von der Schlange Apophis verfolgt, die ihn töten will. Aber er hat Helfer, die ihn beschützen und ihn sicher auf seinem Weg geleiten.
Im Grab Ramses VI. sind alle Bücher komplett vorhanden, während in den anderen Gräbern nur Teile verschiedener Bücher zu sehen sind.
Die Grabbeigaben
War ein Grab nun fertig dekoriert, wurden die Grabbeigaben hineingelegt.
Dies waren
· Mobiliar
· Gefäße für Parfüm und Balsam
· Truhen mit Kleidern und Schmuck, sowie Sandalen
· Esswaren und Getränke
· Statuen und rituelle Instrumente
· Streitwagen und Waffen
· und natürlich der Kanopenschrein mit den einbalsamierten Eingeweiden des Königs
Zuletzt wurde die königliche Mumie ins Grab gebracht. Sie wurde in einen vergoldeten oder aber massiv goldenen Sarg gelegt. Der Sarg kam in einen zweiten Sarg aus Holz, der vergoldet war. Beide zusammen kamen dann in den großen Sarkophag, der aus Granit oder Quarzit war. Am Ende wurde das Grab zugemauert und versiegelt.
